Von Judith: Google Wave – Ein bisschen zu viel Revolution

Und es hätte so schön werden können. Die Welle ist verebbt. Ein Jahr nach der Ankündigung  des Kommunikations- und Kollaborationstools Google Wave stellt der Konzern die Weiterentwicklung ein. In der Internetwelt geht man davon aus, dass Google Wave wohl seiner Zeit voraus zu sein schien. In einem Zeitalter, in dem heute doppelt so schnell wie gestern ist, scheint das nahezu unmöglich. Der Dienst wird noch bis Ende des Jahres aufrechterhalten, dann wird die Welle endgültig versanden.

„Eine Wave ist ein gemeinsam geteilter Raum, in dem Sie mit Freunden und Kollegen diskutieren, arbeiten und kommunizieren können”, erklärt der Google-Manager Greg Dalesandre, salopp auch Dr. Wave genannt. Googles Wave erlaubt es, im Netz gelagerte Dokumente auf der ganzen Welt verzögerungsfrei mit beliebig vielen Personen zu bearbeiten. Ein Dokument wird dabei nicht weitergesendet, vielmehr wird eine Einladung zum kollektiven Zusammenarbeiten an den Nutzer versendet. Mehrere Personen können so parallel an ein und demselben Dokument arbeiten, ohne sich dabei in die Quere zu kommen. Denn keiner der Nutzer muss das Dokument lokal auf seinem Computer gespeichert haben.

Alle Änderungen finden gleichzeitig und unverzögert auf dem im Internet gelagerten Dokument statt. Und das alles komplett kostenlos.

Das Potential von Google Wave ist nicht von der Hand zu weisen. Es hätte den Büroalltag mehrerer Millionen Menschen revolutionieren und den Konzernen Unsummen an Lizenzgebühren sparen können. Doch Wave ist einem paradox klingendem Phänomen zum Opfer gefallen: Trotz Erfüllung sämtlicher Erwartungen konnte es dem zuvor aufgebauten Hype nicht standhalten. Die Diskrepanz zwischen dem erzeugten Medienwirbel und der tatsächlichen Nutzerauslastung war so gewaltig, dass das Projekt dem auf Dauer nicht standhielt. „Ich habe es mir einmal kurz angesehen und dachte: Und jetzt?“ ist der Kommentar eines privaten Bloggers, der wohl die allgemeine Haltung der Masse zu Google Wave zum Ausdruck bringt. Öffnet man ein E-Mail-Programm oder ein Text-Dokument, dann findet man sich im Regelfall schnell und gut zurecht. Google Wave jedoch ist so radikal neu, streift so viele Gewohnheiten ab, dass es für den Großteil der Nutzer wohl fürs Erste ein bisschen zu viel Revolution war.

Nutzer aus aller Welt wollen das Projekt jetzt jedoch retten. Auf savegooglewave.com haben sich mittlerweile mehr als 27.000 Nutzer zusammengetan, um sich gegen die Schließung zu stellen. „Das Programm ist nicht perfekt, aber das war die E-Mail anfangs auch nicht!“  oder auch „Zurück zum E-Mail und Dokumenten ist ein Schritt in die Vergangenheit!“, schreiben die Wave-Retter auf ihrer Internetseite. Ob die Rettung gelingen wird, bleibt abzuwarten. Google hat dazu bisher keinerlei Stellung bezogen. Klar ist aber: Das Konzept ist so innovativ, dass es sicherlich nicht lange dauern wird, bis ähnliche Produkte anderer Softwareschmieden auf dem Markt erscheinen werden.

Weitere Informationen zum Thema Google Wave finden Sie in folgenden Artikeln:

Werden Sie Google Wave vermissen?

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